Kastration der Hündin

  Läufigkeit

 

Je nach Rasse wird eine Hündin irgendwann zwischen 6 und 12 Monaten zum ersten Mal läufig, also geschlechtsreif. Dieser Zustand der Empfängnisbereitschaft wiederholt sich ab diesem Zeitpunkt in der Regel zwei Mal pro Jahr. Die Läufigkeit beginnt mit einer ca. 10 Tage dauernden Blutung (Vorbrunst, Proöstrus). Diese Blutung kann individuell mehr oder weniger stark ausfallen, von kaum bemerkbar bis sehr heftig mit entsprechenden Sauberkeitsproblemen im Wohnbereich. Zu dieser Zeit wird Ihre Hündin für Rüden extrem anziehend. Anfangs werden diese von der Hündin noch abgewiesen. Meist erst am Ende der zweiten Woche und oft erst nach Abklingen der Blutung wird die Hündin die Annäherung eines Rüden und die Begattung dulden oder sogar aktiv durch Entlaufen suchen. In der Zeit der Läufigkeit ist manchmal je nach Temperament des Tieres eine gewisse Gereiztheit gegenüber anderen Hündinnen feststellbar.

 

Laut deutschem Tierschutzgesetz ist die Amputation gesunder Organe (und dazu gehören die inneren Geschlechtsorgane der Hündin) nur aufgrund einer medizinischen Indikation möglich. Daher muß sorgfältig abgewägt werden, ob eine Kastration sinnvoll und gerechtfertigt ist.

 
Vorteile der Kastration

  • Die Kastration ist ein einmaliger Routineeingriff unter Allgemeinnarkose (s.u.).
  • Die Operation bewirkt eine Ausschaltung aller Sexualfunktionen, also keine Läufigkeit mehr
    (kein blutiger Ausfluß und keine ungewollte Fortpflanzung).
  • Wenn eine Hündin frühzeitig kastriert wird, ist das Brustkrebsrisiko deutlich reduziert.
  • Es werden Eierstockstumoren und eine Gebärmuttervereiterung verhindert.
  • Keine Scheinträchtigkeit mehr (Milchbildung im Gesäuge 6-12 Wochen nach der Läufigkeit, häufig mit einer Verhaltensänderung einhergehend)

 
Nachteile der Kastration

  • Kastrierte Hündinnen sind gefräßiger und verwerten das Futter besser als nicht kastrierte. Wenn nun ein Hundehalter sich aus Mitleid mit der bettelnden Hündin zu vermehrter Futtergabe verleiten lässt, kommt es zu einer Gewichtzunahme. Die Behauptung aber, dass eine Hündin nach der Kastration unweigerlich dick wird, stimmt nicht.
  • Bei langhaarigen Hündinnen kann die Kastration Fellveränderungen bewirken im Sinne von übermäßigem Wachstum der Unterwolle. Dies führt zu einem sog. "Babyfell“. Betroffen davon sind nur Rassen mit langen, glatten, glänzenden Haaren (z.B. Langhaardackel, Spaniel und Setter). Ganz selten führt die Kastration zu einem Haarausfall vor allem beidseits in der Flankengegend.
  • Hündinnen großer Rassen können in einzelnen Fällen kurz nach der Operation oder auch Jahre danach inkontinent werden. Harninkontinenz (Blasenschwäche, Harnträufeln) äußert sich so, dass die Hündin gelegentlich im Schlaf tropfenweise oder größere Mengen Harn verliert. Harninkontinenz kann mit täglicher Verabreichung von preiswerten, ungefährlichen Medikamenten in den allermeisten Fällen beherrscht werden.
  • Neueste Untersuchungen deuten auf ein minimal erhöhtes Risiko des Auftretens einzelner Krebsarten (Mastzelltumore, Hämangiosarkom, Lymphosarkome, Osteosarkome) sowie orthopädischer Schäden (z.B. Kreuzbandriss) hin
     

  Zeitpunkt der Kastration

Bei einer medizinischen Indikation empfehlen wir als optimalen Zeitpunkt für die Kastration  3 Monate nach der Läufigkeit. Erst zu diesem Zeitpunkt ist mit Abschluss der Geschlechtsreife die Verhaltensentwicklung des Hundes abgeschlossen. Zudem verschwindet die häufig bei jugendlichen Hündinnen vorkommende harmlose Scheidenentzündung nach der ersten Läufigkeit. Je jünger die Hündin bei der Operation ist, umso deutlicher ist außerdem das Brustkrebsrisiko reduziert. Eine Scheinträchtigkeit findet nicht mehr statt. Die im angloamerikanischen Sprachraum übliche Kastration vor der erste Läufigkeit ist möglich. Ob es im speziellen Fall auch sinnvoll ist, klären wir in einem ausführlichen Gespräch.
 

  Wie läuft die Operation ab?

Die Hündin wird in Vollnarkose gelegt (Venenkatheter, Intubation, Inhalatiosnarkose) und unter Einsatz der Pulsoxymetrie und Kapnographie während der gesamten Operation überwacht. Nach dem Ausscheren und der gründlichen Desinfektion des Operationsfeldes wird der Hundebauch mit einem ungefähr 2-3 Finger breiten Schnitt in der Nabelgegend eröffnet. Bei einer normalen Kastration werden in unserer Praxis nur die beiden Eierstöcke, die Eileiter und ein kleiner Teil der Gebärmutter entfernt. Liegt eine Erkrankung der Gebärmutter vor, wird sie vollständig entfernt. Die verschiedenen Schichten der Bauchdecke verschließen wir mit Nahtmaterialien, die vom Körper resorbiert (aufgelöst) werden. Die außenliegenden Hautnähte werden in aller Regel 10 Tage nach der Operation gezogen. Wir fixieren auf die Wunde noch ein kleines Deckpflaster, das für 3-4 Tage die Wunde schützt und dann bei einer Wundkontrolle entfernt wird. Dadurch erübrigt sich in vielen Fällen das Anlegen eines Halskragens.
Schon einen Tag nach der Operation hat sich die Hündin im Normalfall gut erholt und bedarf meist keiner besonderen Fürsorge. Die Hündin sollte lediglich daran gehindert werden, die Hautnaht zu belecken. 2-3 Tage nach der Operation erfolgt in der Regel eine Nachuntersuchung, bei der das Allgemeinbefinden des Patienten und der normale Ablauf der Wundheilung überprüft wird. Nach 10 Tagen werden die Hauthefte entfernt. Nach Abschluß der Wundheilung sollte durch ausreichende Bewegung und etwas reduzierter Futtermenge das Gewicht der Hündin stabil gehalten werden.

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